Weinzelt-Wirt Stephan Kuffler mit seiner Frau Stephanie Kuffler beim Einzug der Wiesnwirte

Als Wirt vom Weinzelt auf dem Oktoberfest ist Stephan Kuffler bekannt. Doch nicht nur die Absage der Wiesn wegen der Coronakrise trifft Großgastronomen hart. Er führt mit seinem Bruder Sebastian Kuffler in München, Frankfurt und Wiesbaden insgesamt 43 Betriebe, die auf Gäste angewiesen sind. Die bekanntesten dabei sind in der Landeshauptstadt das Spatenhaus an der Oper, der Haxnbauer, das Seehaus, das Mangostin und das Hotel München Palace in Bogenhausen. 

 

Stephan Kuffler im Interview zur Coronakrise mit dem Barguide Team Amadeus Danesitz und Alex Wulkow:

Wie hat sich das angefühlt, als ihr plötzlich zusperren musstet?

Stephan Kuffler: „Das war schon katastrophal – und ist es bis heute. Man wacht morgens auf und findet sich direkt wieder in einem Albtraum.“

Über zwei Monate keinen Umsatz, aber trotzdem Kosten, wie überlebt man das?

Stephan Kuffler: „Vielleicht fragt Ihr das in einem Jahr noch mal, dann wissen wir mehr. Unser Unternehmen ist bisher gesund und solide dagestanden, das hilft im ersten Moment, aber ohne Fremdmittel ist der totale Shutdown nicht durchzustehen.“

Was erwartet ihr von der Politik, sprich Stadt, dem Land oder dem Bund?

Stephan Kuffler: „Was ich mir vor allem erwarte, ist ein Learning, die grundsätzliche Auseinandersetzung der Politik mit dem Szenario Pandemie. Dass Regierungen rund um die Welt offenbar keinerlei Krisenplan für diesen Fall in der Schublade haben, erschüttert mich. Ärztinnen und Ärzte arbeiten ungeschützt oder mit Material, das nur die Patienten schützt. Für Angehörige systemrelevanter Berufe und, im zweiten Schritt, für die Zivilbevölkerung ist nur ungenügend Schutzmaterial verfügbar, keine Schutzanzüge, keine Masken, kein Desinfektionsmittel. Ganz offensichtlich gibt es auch kein für alle stimmiges Konzept, wie das öffentliche Leben langsam wieder hochgefahren werden soll.“

Nun hat Covid-19 auch für eine frühzeitige Absage des Oktoberfestes gesorgt, wie geht es Ihnen damit?

Stephan Kuffler: „Für die Wiesn kann man nur auf einen baldigen Impfstoff gegen das Virus hoffen. Die Wiesn lebt von der Nähe der Menschen untereinander. Ich als Wiesnwirt aus Leidenschaft werde sie dieses Jahr vermissen, aber unter den derzeitigen Voraussetzungen ist sie nicht durchführbar.“

Keine Reisen, keine Gäste, kein Hotelbetrieb. Wie sieht es in diesem Bereich gerade bei Ihnen aus?

Stephan Kuffler: „In unserem Hotel München Palace haben wir eine Handvoll Gäste, die von einem Mini-Team noch aufmerksamer und intensiver betreut werden, als es bei uns sowieso schon der Fall ist. Leider dürfen sie den öffentlichen Raum im Hotel kaum nutzen, keine Bar, kein Restaurant, keine Sauna. Das finde ich bei den überschaubar wenigen Gästen im Haus schwierig, es widerstrebt uns als Gastgebern auch. Im Einsatz sind vor allem unsere wirklich guten Auszubildenden, die ja nicht in Kurzarbeit gehen dürfen. Sie machen unter der Leitung des Hoteldirektors Kay Heller einen tollen Job. Ansonsten finden die typischen Instandhaltungsarbeiten statt.“

Was erhofft ihr euch vom restlichen Jahr?

Stephan Kuffler: „Wir hoffen natürlich, zu überleben. Wir wünschen uns die Rückkehr in den Betriebsablauf unter möglichst sinnvollen Bedingungen.“

Wie kann man euch aktuell unterstützen?

Stephan Kuffler: „Wir bieten Take Home und Lieferservice im Mangostin in Thalkirchen an, auch im Hotel München Palace in Bogenhausen. Im Seehaus-Biergarten verkaufen wir an Schönwetter-Tagen Getränke und Speisen auf die Hand. Sonst bleibt nur: wiederkommen, wenn wieder geöffnet ist.“

Weitere Interviews: https://www.barguide-muenchen.com/im-gespraech

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